Page 13 - Campus-Magazin
P. 13
vON MENSCH ZU MENSCH | 13
Nachdem die Klinik für Haben Sie von Tag eins an alles um- tienten bedeutet das, auch Raum für
Kinder- und Jugendmedizin gekrempelt oder wie gehen Sie vor? Eltern und Geschwister anzubieten, da-
am Klinikum Frankfurt (Oder) Nein, natürlich nicht – ich habe zwar mit letztere zum Beispiel betreut wer-
lange kommissarisch geleitet schon Ideen und Ansätze, aber die ers- den können. Und auch die erkrankten
wurde, übernahm anfang ten Wochen sind vor allem vom Reden Kinder brauchen ein Freizeitangebot,
Juni Prof. Dr. Lothar und Zuhören geprägt. Ich führe mit um bestmöglich genesen zu können.
Meine Vision ist eine Klinik, die all das
den Mitarbeitern Gespräche und höre
Schweigerer die Klinik. mir deren Meinungen und Wünsche bietet und zugleich wirtschaftlich ist.
an – und da gibt es sehr viele gute
Vorschläge. Ich bin zwar entschei- Das klingt umfassend! Was macht
Herr Prof. Dr. Lothar Schweigerer, wie dungsfreudig, aber kein Einzelkämpfer. denn eigentlich für Sie den Reiz der
sehen die Pläne des gebürtigen Rhein- Ich lege Wert auf die Unterstützung Kinder- und Jugendmedizin aus?
länders aus? Gießen, San Francisco, durchs Team und auf transparente Ent- Ich mag das Direkte bei Kindern. Sie
Heidelberg, Göttingen, Berlin – Sie ha- scheidungen. sagen sofort, was sie von einem hal-
ben als Forscher und Mediziner nam- ten. Und es ist etwas ganz besonde-
hafte und beeindruckende Stationen Wie sehen denn Ihre Ideen für die Kli- res, wenn man einem jungen Patienten
im Lebenslauf stehen. Was bringt Sie nik aus? helfen kann, der dann noch sein ganzes
ans Klinikum Frankfurt (Oder)? Technisch ist die Klinik sehr gut ausge- Leben vor sich hat.
Ganz einfach: die Möglichkeit, etwas stattet. Was zeitnah verbessert werden
Neues zu schaffen. Die Weiterentwick- muss ist die digitale Vernetzung. Wir Und wie wurden Sie persönlich am
lung der Klinik für Kinder- und Jugend- brauchen zum Beispiel WLAN-Zugang, Klinikum empfangen? Wie heimisch
medizin wurde durch das unerwartete um bei der Visite Befunde und Ergeb- fühlen Sie sich in der Stadt?
Ausscheiden meines Vorgängers vor nisse in die Patientenakten eintragen Der Empfang war sehr herzlich. Ich
einigen Jahren unterbrochen. Das an zu können. Das macht den Stationsbe- habe das Gefühl, dass das Team wirk-
mich vor einigen Monaten herangetra- trieb deutlich effizienter. lich Lust auf Veränderung hat. Meine
gene Angebot hat mich gereizt, denn Frau und ich haben uns eine Wohnung
es gibt mir die Chance, die Klinik kon- Und was sind langfristige Pläne? in Frankfurt (Oder) gesucht, um wirk-
zeptionell voranzubringen und gleich- Die Kinderheilkunde verändert sich lich vor Ort zu sein. Ich möchte meine
zeitig wirtschaftlicher zu machen. Und derzeit stark. Klassische Kinderkrank- Zeit nicht mit Pendeln verbringen, son-
genau dafür bin ich gekommen und heiten werden zunehmend ambulant dern wirklich was bewegen.
freue mich auf viel Gestaltungsspiel- behandelt. Deswegen müssen wir
raum. Ich möchte verändern und nicht uns als Klinik vor allem auf chronische
verwalten. Krankheiten einrichten. Bei jungen Pa-
Prof. Dr. Lothar Schweigerer, Jahrgang 1953,
hat in Gießen Humanmedizin studiert. Nach
seiner Promotion forschte er in San Francisco
und Heidelberg zu Krebserkrankungen. An-
schließend machte er seinen Facharzt für Kinder-
heilkunde und leitete die Klinik für Kinder- und
Jugendmedizin am Klinikum der Georg-August-
Universität in Göttingen. Von 2006 bis 2019
war er Direktor der Klinik für Kinder- und Jugend-
medizin im HELIOS-Klinikum Berlin-Buch.